“In einer mehr und mehr vernetzten Welt steht für die Automobilindustrie ein Paradigmenwechsel an: weg vom Verdrängungswettbewerb, hin zu Kooperationen.”
Global ist ein Wettlauf um die Digitalisierung von Autos im Gange, der den Eindruck hinterlässt, dass die Newcomer mit ihrer disruptiven Mentalität die Spitzenpositionen halten. Unternehmen aus China und dem Silicon Valley investieren immense Summen in computergesteuerte intelligente Fahrzeuge. In der Folge wird ihr Abstand zu den Autobauern in Deutschland, einem traditionell wichtigen und großen Markt für die Automobil- und Transportbranche, immer geringer. Noch hält die Volkswagen AG laut Bloomberg1 weltweit den ersten Platz beim Verkauf von Autos – und das, seit man Toyota im Jahr 2016 überholt hat. Diese Erfolgsgeschichte begründet sich in der Fähigkeit VWs, sich stets als innovationstreibende Kraft der Branche zu präsentieren. Aber mit den neuen Technologien, die sich nun in den Vordergrund drängen, werden viele Unternehmen in den Kampf um einen Podiumsplatz eingreifen.
Zumindest in der westlichen Hemisphäre wird Tesla als wichtigster Vorreiter für innovative Automobiltechnologien wahrgenommen – das Unternehmen hat den elektrisch versorgten Antrieb in Mode gebracht. Aber auch die Konkurrenz aus dem Silicon Valley und China steckt voller Energie und Investitionen, zumal sich die Start-ups nicht mit dem „Nachteil‟ konfrontiert sehen, den Erwartungen eines über viele Jahre aufgebauten Kundenstamms gerecht werden zu müssen. Sie können daher experimentieren und sofort neue datengesteuerte Services einsetzen, die über die im Kfz implementierten Sensoren gesammelte Informationen nutzen. Sind diese für Innovationen unverzichtbaren Daten einmal gespeichert, verarbeitet und analysiert, können die Anbieter dieser vernetzten Fahrzeuge die Services ihrer Automobile erweitern und optimieren, was sich wesentlich auf deren Attraktivität für potenzielle Käufer auswirkt. Hierfür bedarf es jedoch einer robusten, Cloud-basierten digitalen Infrastruktur.
Über geografische Grenzen hinweg nimmt die Reise in Richtung selbstfahrender beziehungsweise autonomer Fahrzeuge, was viele von uns quasi als Synonym für das „digitalisierte Automobil‟ sehen, immer weiter an Fahrt auf. Die Schlagzeilen gehören dabei meist den Neulingen im Markt, aber man sollte nicht vergessen, dass auch die etablierten Fahrzeughersteller hohe Investitionen tätigen, um ihre Kompetenzen auszubauen und die Entwicklung innovativer Technologien zu beschleunigen. So hat beispielsweise BMW angekündigt, gemeinsam mit Intel und Mobileye „bis 2021 das hoch- und vollautomatische Fahren in Serie zu bringen‟.
In zwei Jahren unterwegs auf den Straßen
Tesla geht davon aus, dass es bereits in zwei Jahren vollständig autonome Fahrzeuge auf den Straßen geben wird, die Autopiloten einsetzen. Aber diese Autopiloten an Bord des Fahrzeugs reichen nicht aus, um im weltweiten Straßennetz sicher und zuverlässig unterwegs zu sein. Ebenso wichtig ist es, ein mobiles Umfeld zu schaffen, in dem das „Straßenmobiliar‟ wie Ampeln und Laternenpfähle über Sensoren miteinander verbunden sind. Nur dann ist es beispielsweise möglich, ein autonomes Fahrzeug über eine gefährliche Situation hinter der nächsten Straßenecke zu informieren oder vor einem Unfall samt entsprechendem Stau in einiger Entfernung zu warnen, den es zu umgehen gilt.
Die Verarbeitung der dabei anfallenden enormen Datenvolumina aus dem Gesamtsystem spielt bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge also derzeit eine entscheidende Rolle. Hier besteht die Herausforderung nicht nur darin, diese Daten zu erfassen und zu speichern, sondern auch in ihrer Übertragung. Denn die letztlich im Auto zusammengeführten Informationen müssen zur Auswertung und Analyse auf Verarbeitungsplattformen transferiert werden. Zuverlässige und hochverfügbare Netzwerke und IT-Infrastrukturen bilden also quasi das Rückgrat vernetzter Fahrzeuge.
Dies ist der Punkt, an dem Interconnection und der Zugang zu digitalen Ökosystemen ins Spiel kommen. Sowohl autonome Fahrzeuge als auch vernetzte Autos benötigen große Datenmengen, wie folgendes Beispiel belegt: Ein aktueller Prototyp erzeugt stündlich bis zu 25 GB Daten für die intelligenten Algorithmen zur Kontrolle und Steuerung. Dies übersteigt die Speicherkapazitäten der meisten modernen Smartphones. Selbst moderne vernetzte Standardautos produzieren mehrere Megabyte Daten pro Stunde. Diese Daten enthalten wichtige Informationen, die nach ihrer Verarbeitung zwischen Verkehrsteilnehmern und Umfeldkomponenten wie etwa Ampelanlagen ausgetauscht und gemeinsam genutzt werden können, um einen möglichst reibungs- und unfallfreien Verkehrsfluss sowie Effizienz- und Komfortsteigerungen zu erreichen. Zudem ist selbst das intelligenteste Ampelsteuerungssystem nutzlos, wenn es nicht mit anderen Komponenten kommunizieren kann. Diese fortschrittlichen Services funktionieren bereits über vorhandene 4G-Netze. Soll jedoch ihr volles Potenzial ausgeschöpft und das ständig wachsende Informationsvolumen zuverlässig transferiert werden, müssen Automobilunternehmen ihre digitalen Infrastrukturen mittels einer globalen Verbindungsplattform neu konzipieren. So können sie alle Komponenten ihrer weltweiten digitalen Lieferketten direkt und sicher miteinander verbinden.
Aktuell ist allerdings davon auszugehen, dass die für den Austausch aller Informationen zwischen den erforderlichen Geräten und Beteiligten notwendigen Infrastrukturen, Schnittstellen und Plattformen in den nächsten fünf Jahren nicht wirklich realisiert werden können. Es bleibt also noch viel zu tun.
Das Rad neu erfinden
Bevor diese Autos zum alltäglichen Bild auf unseren Straßen werden, müssen bereits umgesetzte und neue innovative Technologien konsolidiert und optimal abgesichert werden. Für Automobilhersteller heißt dies: Sie müssen neben digitalen Architekturen auch Strategien für IoT und Big Data entwickeln, die global verteilte IT- und Interconnection-Funktionen einschließen, um die Datenerfassung, ‑verarbeitung und -analyse in Echtzeit für die Interaktionen zwischen Fahrzeugen und den Prozessen der Wertschöpfungsketten zu ermöglichen.
Platform Equinix® bietet die ideale Umgebung zum Testen und Erstellen der notwendigen Prozesse in Zusammenarbeit mit Partnern und auch mit Wettbewerbern. Der Datenaustausch innerhalb dieser Branchen-Ökosysteme ist die Grundlage für innovative Entwicklungen und Lösungen im Bereich vernetzter Fahrzeuge, wobei die Informationen unter anderem zwischen Automobilherstellern und ‑zulieferern, Technologieanbietern und digitalen Regulierungsbehörden transferiert werden. Es ist diese Zusammenarbeit, die als wichtigster Innovationstreiber in einer Branche fungiert, die erkannt hat, dass eine Marke allein nicht in der Lage ist, ein vollständig autonomes Auto auf den Markt zu bringen.
Im Rahmen des kooperativen Handelns können Unternehmen Plattformen für den Datenaustausch aufbauen, um gemeinsam an der Entwicklung von Algorithmen zu arbeiten. Dadurch sind sie in der Lage, Innovationen schneller und erfolgreicher bei der Digitalisierung von Fahrzeugen einzusetzen. Für Ökosysteme der Branche, die auf Platform Equinix gehostet sind, ist gewährleistet, dass die gemeinsam genutzten Daten schnell verfügbar und sicher sind. Klar ist: Die Automobilindustrie muss auf diese Weise zusammenarbeiten, um die Herausforderungen des autonomen Fahrens von Fahrzeugen zu lösen.
Interconnection Hubs realisieren eine völlig neue Ebene an Kontrolle über geschäftskritische Daten. Direkte und damit sichere Hochleistungsverbindungen gewährleisten zudem die schnelle, nahtlose Übertragung von Daten innerhalb der gesamten digitalen Lieferkette.
Wenn sich Akteure der Automobilindustrie und der assoziierten Branchen für eine gemeinsame Entwicklung entscheiden, profitieren alle Beteiligten von diesen offenen Ökosystemen, da die Partner ihr spezifisches Fachwissen und ihre Sachkenntnis einbringen, um funktionierende Lösungen zu schaffen, die letztlich eines bedeuten: vernetzte und autonome Fahrzeuge für uns alle.
Weitere Informationen zur Zukunft der vernetzten Mobilität mit autonomen und elektrischen Fahrzeugen stellt das Whitepaper IoT – Multimodale Mobilität in Connected Vehicles zur Verfügung.