Banking-as-a-Service (BaaS) macht’s möglich: Jeder kann Finanzdienstleistungen anbieten

Eingebettete Finanzservices eröffnen neue Möglichkeiten, wenn der sichere Datenaustausch gewährleistet ist

Adrian Mountstephens

Digital Banking ist nicht neu. Viele große Banken begannen bereits Mitte der 1990er Jahre, im Internet Services für Banktransaktionen anzubieten. Seither hat der Druck auf traditionelle Banken jedoch zugenommen. Denn sie müssen sich mit den schnell ändernden Kundenerwartungen, mit veränderten Vorschriften sowie mit dem zunehmenden Angebot von Digital Natives auseinandersetzen. Kunden der Generation Z, die um die Jahrtausendwende geboren wurden, sind häufig bereit, alternative Transaktionsmethoden wie mobile Wallets oder P2P-Zahlungen zu nutzen. Und immer mehr Unternehmen bevorzugen digitale Zahlungen in Echtzeit, um ihre Effizienz zu steigern, die Kosten zu senken und den Geldfluss besser zu verwalten. Angefeuert wird der Trend hin zu kontaktlosen digitalen Zahlungen in Echtzeit durch die anhaltende Pandemie. In 56 Ländern sind derzeit Echtzeit-Zahlungen möglich, in sechs davon hat sich das Volumen der in Echtzeit abgewickelten Bezahlvorgänge im letzten Jahr mehr als verdoppelt [1].

Inmitten dieser sich schnell verändernden Marktlandschaft entstehen neue Geschäftsmodelle, da Digital Natives, FinTechs und etablierte Banken zusammenarbeiten, um innovative Bank- und Zahlungsdienste in der Cloud anzubieten. So hat sich beispielsweise das britische FinTech-Unternehmen Rapyd, das Services über die Cloud bereitstellt, mit führenden thailändischen Anbietern von Zahlungslösungen zusammengetan, um mit Thailand den siebten globalen Markt für seine Zahlungssuite zu erschließen [2]. Und in den USA arbeitet der P2P-Zahlungsanbieter Zelle seit Kurzem mit The Clearing House (TCH) zusammen, um über dessen Netzwerk Zahlungen in Echtzeit anzubieten. Zwei Banken haben bereits ein Pilotprojekt zur Integration dieser Lösung erfolgreich abgeschlossen [3]. Kooperationen wie diese führen zu weiteren Innovationen, da die digitalen Finanzökosysteme vor Ort expandieren und neue Teilnehmer anziehen. Allerdings gilt es zu beachten: Die erfolgreiche Bereitstellung dieser neuen digitalen Services erfordert den direkten, sicheren und zuverlässigen Datenaustausch mit geringen Latenzen zwischen Partnern, der per Interconnection realisiert werden kann.

Webinar: Banking-as-a-Service rückt in den Fokus

Banking-as-a-Service (BaaS) hat das Potenzial, die Bankenlandschaft zu verändern, denn es erlaubt die schnelle Realisierung innovativer Bank- und Zahlungsdienstleistungen. Daher haben wir untersucht, ob BaaS eine entscheidende Komponente für die Erholung nach der Pandemie sein kann, inwieweit es die Rentabilität steigert und welche Herausforderungen durch dieses neue technologische Modell entstehen.

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BaaS braucht FinTechs UND Banken

FinTechs sind in der Cloud zuhause. Daher verfügen sie über die IT-Infrastruktur, die Fähigkeiten und die Agilität, die notwendig sind, um digitale Bank- und Zahlungsdienste auf Abruf bereitzustellen – und zwar jedem Unternehmen, das Finanzservices in sein Leistungsangebot einbetten möchte, um das Kundenerlebnis zu verbessern. So eröffnet BaaS allen Unternehmen die Möglichkeit, neue Produkte und Dienstleistungen entlang der Customer Journey zu etablieren, wie die folgende Illustration zeigt.

Quelle: 11:FS [4]

Allerdings verfügen FinTechs nur in den seltensten Fällen über die Finanzdecke und die behördlichen Lizenzen, um Finanztransaktionen durchzuführen. Genau hier kommen die Banken ins Spiel. Damit Einlagen und Geldtransfers abgesichert sind, haben Banken umfassende regulative Vorgaben zu erfüllen und müssen Einlagen versichern (In Deutschland z. B. gilt eine gesetzliche Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro pro Anleger). Dies, verbunden mit Langzeit Kundenbeziehungen, führt dazu, dass Banken einen größeren Vertrauensvorschuss haben, wenn es um die Sicherheit von Finanztransaktionen geht. Infolgedessen gibt es einige Wege der Zusammenarbeit, die FinTechs und Banken meist gehen, um BaaS im Markt zu etablieren:

  1. Das FinTech-Unternehmen kauft eine Bank, die bereits über eine Lizenz verfügt. Beispiele sind der Erwerb der Mid Central National Bank in den USA durch Jiko oder der MHG-Bank AG in Deutschland durch die Raisin GmbH.
  2. Das FinTech-Unternehmen geht eine Partnerschaft mit einer Bank ein, um deren Lizenz zu nutzen. Ein Beispiel bietet Chime, das mit der Stride Bank und der Bancorp Bank kooperiert.
  3. Das FinTech-Unternehmen erwirbt eine eigene Lizenz. Dieser Prozess ist langwierig und kann bis zu drei Jahre dauern. Dennoch gingen unter anderem die Railsbank in Großbritannien und Varo Money in den USA diesen Weg.
  4. Die Bank geht eine Partnerschaft mit einem FinTech-Unternehmen ein. So kooperiert beispielsweise die Deutsche Bank mit Traxpay, um Technologien und Lösungen für die Lieferkettenfinanzierung in ihr eigenes Angebot zu integrieren.

Regulative Vorgaben beeinflussen das Partnermodell

Auch die regulatorischen Rahmenbedingungen können sich auf das Partnermodell auswirken. So schreiben die Europäische Union und das Vereinigte Königreich für das Open Banking vor, dass Banken ihre APIs für Drittanbieter öffnen. Dies erleichtert FinTechs den Zugang zu Bankdaten. Regelungen wie diese vereinfachen es daher für Startups, innovative Lösungen im europäischen Bankensystem zu platzieren. Neue Marktteilnehmer wie etwa das britische Unternehmen Revolut profitieren zudem von speziellen Lizenzen, die es ihnen erlauben, direkt Einlagen anzunehmen, Zahlungen zu verarbeiten oder Kredite zu vergeben.

In den USA soll es durch die Durbin-Änderung für kleine und mittelgroße Banken sowie FinTechs einfacher gemacht werden, partnerschaftlich zusammenzuarbeiten. Diese seit 2011 gültigen Bestimmungen zielen darauf ab, die Kosten für Verbraucher bei einer Zahlung mit Debitkarte zu senken, indem die Gebühren reduziert wurden, die Einzelhandelsgeschäfte an Banken für die entsprechende Abrechnung zu entrichten haben. Allerdings reagierten viele Banken mit einer Erhöhung der zu entrichtenden Gebühren, um entgangene Einnahmen auszugleichen. Die Durbin-Änderung nimmt jedoch Finanzinstitute mit einem Vermögen von weniger als 10 Milliarden US-Dollar aus, was sie zu idealen Partnern für FinTechs macht.

Wie BaaS funktioniert

Die folgende Grafik veranschaulicht eine hybride digitale Architektur für BaaS mit einer Mischung aus On-Premises-, Colocation- und Public/Private Cloud-Elementen. In diesem Beispiel ist die Bank der Lizenzinhaber und arbeitet mit dem FinTech zusammen, um dessen Finanzservices ins eigene Angebot einzubetten und für andere Unternehmen (z. B. einen Einzelhändler oder ein Transportunternehmen) bereitzustellen. Unsere Beispielbank unterhält auch Partnerschaften mit anderen FinTechs für Echtzeit- und grenzüberschreitende Zahlungen, während alle Kartentransaktionen hausintern abgewickelt werden. Daher ist der Einsatz von Interconnection entscheidend, um einen sicheren Datenfluss mit geringer Latenz zwischen den Partnern und der bankeigenen digitalen Infrastruktur in den Regionen zu gewährleisten, in denen BaaS angeboten wird.

Partnerschaften wie diese führen schließlich zur Bildung von Ökosystemen für den Austausch digitaler Daten rund um Finanzdienstleistungen. Zu deren Teilnehmern zählen Clouds, Netzwerke, Banken, FinTechs, Zahlungsabwickler, Betrugserkennungsspezialisten und andere Dienstleister. Durch die Platzierung ihrer digitalen Infrastruktur in unmittelbarer Nähe zu diesen Ökosystemen und die direkte Verbindung per Interconnection zu den Teilnehmern sind Banken und FinTechs gleichermaßen in der Lage, ihre Wettbewerbsvorteile zu maximieren. Denn Interconnection bietet bei der Übertragung von Daten zwischen den Mitgliedern der Wertschöpfungskette gegenüber dem öffentlichen Internet ein deutliches Plus an Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit. Mit einer Interconnection-Strategie können Banken und FinTechs ein digitales Grundgerüst etablieren, ihre Reichweite am Netzwerkrand ausbauen und ihre Fähigkeiten durch den Zugang zu digitalen Daten und Services erweitern, um neue BaaS-Märkte für jeden potenziellen Kunden zu erschließen. Zudem sind auf Platform Equinix® physische und virtuelle Verbindungen zu digitalen Ökosystemen präsent, die mehr als 1.800 Netzwerke, 2.900+ Cloud- und IT-Service-Provider sowie 1.250+ Finanzdienstleister in 63 Wirtschaftsräumen weltweit umfassen.

Falls Sie mehr darüber erfahren möchten, wie BaaS die Bankenlandschaft verändern wird und wie es die schnelle Einführung innovativer Bank- und Zahlungsverkehrsdienste möglich macht, sollten Sie das On-Demand Webinar “Future Focus of Banking-as-a-Service” von Nimbus Ninety anschauen.

 

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[1] Fidelity Information Services (FIS), Flavors of Fast 2020: The global real-time payment trends transforming money movement, press-release and report, Oct 2020.

[2] Finextra, Rapyd lands in Thailand, Dec 2020.

[3] Finextra, Early Warning completes Zelle integration with The Clearing House RTP network, Oct 2020.

[4] 11:FS, Better banking business models: embedded finance and the path to growth, Oct 2020.

 

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