Das Banking der Zukunft ist offen und vernetzt

Banking as a Service ermöglicht es Banken und ihren Partnern, Kunden auf neue und innovative Weise zu erreichen

Adrian Mountstephens
Das Banking der Zukunft ist offen und vernetzt

Der gesamte Bankensektor durchläuft einen digitalen Wandel, der die Vormachtstellung der traditionellen Banken, die seit Jahrzehnten im Zentrum des globalen Finanzsystems stehen, in Frage stellt. Um relevant zu bleiben, müssen traditionelle Banken dazu übergehen, mehr wie innovative, agile Fintechs und neu in den Markt drängende Banken zu planen und zu handeln.

Die Implementierung neuer Technologien ist ein logischer erster Schritt, aber letztlich brauchen traditionelle Banken ein völlig neues Betriebsmodell. Dieses neue Modell nennt sich Banking as a Service (BaaS). Als ich Ende 2020  in diesem Blog BaaS thematisierte, steckte das Konzept noch in den Kinderschuhen. BaaS fand in einigen wenigen Beispielen Anwendung, doch insgesamt klaffte noch eine deutliche Lücke zwischen Versprechen und Realität.

Seitdem hat sich viel getan. Die Verlagerung konventioneller Bankprozesse hin zu BaaS ist in vollem Gange und wird sich in Zukunft weiter beschleunigen. Die Banken profitieren bereits von vielen Vorteilen, die sich aus der Einführung von BaaS ergeben, darunter neue Einnahmequellen, eine bessere Kundenakquise und -bindung sowie mehr geschäftliche Flexibilität und höhere Kosteneffizienz. Im Gegensatz dazu laufen Banken, die BaaS nicht nutzen, zunehmend Gefahr, an den Rand gedrängt und von ihren digital versierteren Konkurrenten abgehängt zu werden.

Die zukünftige Rolle von Banken

Die Zukunft des Bankwesens ist digital und sie erfordert eine flexible, schnelle und intelligente IT-Infrastruktur. Neue Modelle wie Open Banking und Echtzeitzahlungen schaffen Anreize für Banken, mit Partnern, Start-ups und etablierten Akteuren innerhalb und außerhalb der Finanzdienstleistungsbranche zusammenzuarbeiten.

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Mit BaaS kommen Banken in den Genuss von neuen Lieferkettenmodellen, wie B2B2B und sogar B2B2C. Diese neuen Lieferkettenmodelle sind eng miteinander vernetzt. Um sie erfolgreich anwenden zu können, benötigen Banken eine IT-Infrastruktur, die agil, schnell und intelligent ist. Für traditionelle Banken, die viele Jahre lang auf einen eher isolierten, traditionellen IT-Ansatz gesetzt haben, ist diese Umstellung möglicherweise schwieriger zu realisieren als gedacht.

Was ist Banking as a Service?

BaaS ist ein neues Geschäftsmodell, bei dem bankfremde Unternehmen Finanzdienstleistungen in ihr Kundenerlebnis integrieren und diese Dienstleistungen aus einem modularisierten, API-gesteuerten Banking-Stack auswählen. Mit einem BaaS-Geschäftsmodell können sowohl Banken als auch ihre Partner mehr Kunden schneller und auf innovativere Weise erreichen. Es gibt mehrere unterschiedliche Ansätze für BaaS:

  • White-Label-Banking.
  • Plattform-Banking.
  • Open Banking.

White-Label-Banking

White-Label-Banking bedeutet, dass ein Dritter mit Hilfe einer Bank kundenorientierte Finanzdienstleistungen unter seinem eigenen Namen anbietet. Diese Vereinbarung kann für beide Partner von Vorteil sein: Die Bank kann ihre Reichweite auf einen viel größeren Kreis potenzieller Endkunden ausdehnen, während der bankfremde Partner Finanzdienstleistungen anbieten kann, ohne den schwierigen und langwierigen Prozess des Erwerbs einer Banklizenz durchlaufen zu müssen.

Plattform-Banking

Während beim White-Label-Banking viele Partner Finanzdienstleistungen derselben Bank anbieten können, ist es beim Plattform-Banking genau umgekehrt: eine Bank bietet Dienstleistungen vieler verschiedener Partner an. In diesem Fall profitieren die Partner vom einfachen Zugang zu einer größeren Anzahl potenzieller Kunden. Im Gegenzug kann die Bank ihren Kunden durch ein breiteres Spektrum an Dienstleistungen, die alle über ein einziges Bankkonto abgerufen werden können, ein besseres Kundenerlebnis bieten. Beispiele für mögliche Plattform-Bankdienstleistungen sind Crowdfunding, Peer-to-Peer-Zahlungen, Versicherungen und Vermögensverwaltung.

Open Banking

Open Banking ist zwar streng genommen kein BaaS im eigentlichen Sinne, aber es ist durchaus sinnvoll, beide im gleichen Zusammenhang zu erwähnen. Wie BaaS setzt auch Open Banking eine Zusammenarbeit zwischen einer Bank und Drittpartnern über eine API-Plattform voraus. Anstatt jedoch Bankdienstleistungen direkt zu erwerben, um sie – wie beim White-Label-Banking – den Endnutzern anzubieten, nutzen die Partner in einem Open-Banking-Modell die API-Plattform, um auf wertvolle Kundendaten zuzugreifen, die sie dann zur Entwicklung ihrer eigenen zielgerichteten Produkte und Dienstleistungen verwenden können.

Warum etablierte Banken BaaS brauchen 

In der Vergangenheit haben Banken ihre Produkte innerhalb der isolierten Bereiche ihrer IT-Infrastruktur entwickelt. Daraus entstanden gleich mehrere Nachteile: Zum einen dauerte es in der Regel Monate oder sogar Jahre, bis die Banken ein neues Produkt entwickelten und auf den Markt brachten. Sie waren deshalb nicht in der Lage, schnell auf Marktveränderungen oder sich rasch ändernde Verbraucheranforderungen zu reagieren.

Zum anderen konnten die Banken nicht über die isolierten Bereiche hinweg kommunizieren oder zusammenarbeiten, was unweigerlich zu einer negativen Nutzererfahrung führte. Wenn ein Kunde mehrere Dienstleistungen derselben Bank in Anspruch nehmen wollte, z. B. die Eröffnung eines Sparkontos und die Aufnahme einer Hypothek, musste er für jede Dienstleistung einen eigenen Antrag ausfüllen, auch wenn in beiden Anträgen die gleichen Informationen abgefragt wurden. Es braucht kein Wirtschaftsstudium, um zu erkennen, dass es nicht ideal ist, Bestandskunden den Erwerb zusätzlicher Dienstleistungen zu erschweren.

Hinzu kommt die simple Tatsache, dass viele Banken in einer Zeit des langsamen Wachstums und des verschärften Wettbewerbs Schwierigkeiten haben, neue Kunden zu gewinnen. Banken, die nur traditionelle Bankprodukte über traditionelle Kanäle anbieten, verschärfen dieses Problem noch, da sie nur um ein kleines Stück des gesamten Finanzdienstleistungskuchens wetteifern.

Einzeln betrachtet könnten die Banken jedes dieser Probleme ohne weiteres ignorieren – vor allem, als sich ihnen noch keine besseren Möglichkeiten boten. Doch in einer Zeit, in der viele Konkurrenten bereits das volle Potenzial von BaaS ausschöpfen, handeln Banken, die diese Probleme weiterhin ignorieren, auf eigenes Risiko.

Was ist nötig, um BaaS erfolgreich umzusetzen?

Bisher haben sich Banken auf eine IT-Infrastruktur verlassen, die nie für eine offene Zusammenarbeit mit Partnern gedacht war. Um die Vorteile eines neuen und anderen Geschäftsmodells nutzen zu können, müssen Banken einen neuen und anderen Ansatz für die digitale Infrastruktur wählen.

Die Verlagerung der Infrastruktur in die Cloud und an die Digital Edge ist ein zentraler Bestandteil dieses neuen Ansatzes. Neben der Annäherung an potenzielle BaaS-Partner und Endnutzer hilft die Migration zu einer cloudbasierten Infrastruktur den Banken auch, flexibler zu werden, die Kosten zu senken und ihre Prozesse zu modernisieren, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.

Die meisten Banken, die mit BaaS erfolgreich sind, verwenden einen hybriden Multi-Cloud-Ansatz, bei dem Rechen-, Speicher- und Serviceleistungen auf lokale, private und öffentliche Cloud-Umgebungen aufgeteilt werden. Dadurch erhalten Banken die Flexibilität, bestimmte Prozesse in der Cloud zu modernisieren und gleichzeitig andere Prozesse auf lokalen Systemen und Servern weiterzuführen. So können Banken die Mängel ihrer Legacy-Infrastruktur nach und nach in Angriff nehmen, anstatt sie gleich ganz aufzugeben.

Um mit einer hybriden Multi-Cloud für BaaS erfolgreich zu sein, müssen Banken Daten schnell, zuverlässig und skalierbar an Partner und Dienstleister übermitteln können. Darüber hinaus müssen sie ihre Partner auf der ganzen Welt erreichen können. Hier kann ein anbieterneutraler Colocation-Partner wie Equinix helfen.

Unsere 240 Equinix IBX® Rechenzentren in 70 Märkten auf sechs Kontinenten bieten Banken die nötige Reichweite, um in einer zunehmend globalen Wirtschaft erfolgreich zu sein. Equinix Fabric™, unsere softwaredefinierte Vernetzungslösung, kann Banken die private, dedizierte Konnektivität bieten, die sie benötigen – unabhängig davon, wo sie und ihre Partner sich aufhalten. Außerdem umfasst das Equinix-Partner-Ökosystem mehr als 3.000 Cloud- und IT-Service-Anbieter, sodass Banken jederzeit in der Lage sind, die Vorteile latenzarmer Konnektivität mit den Anbietern ihrer Wahl zu nutzen.

Um mehr über Banking as a Service zu erfahren, zum Beispiel, welche Rolle das Modell in der Zukunft des Finanzwesens spielen wird und was Equinix tun kann, um diese Entwicklung zu unterstützen, empfehlen wir das White Paper „Die zukünftige Rolle von Banken“.

 

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Adrian Mountstephens Business Development Senior Manager
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